EON möchte sich nicht von Katherina Reiches Homo-Hass distanzieren

„Mich habt ihr als Kunden verloren. Und nach unserem Familienessen vorhin ebenso den Vertrag mit meinen Eltern, Meiner Schwester und Mann und die meiner vier Tanten. Und wenn ich morgen zur Arbeit gehe wohl auch noch einige Verträge meiner KollegInnen“

„kommendes Jahr wollte ich zu E.ON wechseln – hat sich das auch erübrigt!“

„Es gibt jede Menge andere Stromversorger, zu denen man wechseln kann. Und den Grund kann (und sollte) man im Kündigungsschreiben nennen.“

„Ganz spontan den Stromanbieter wechseln, ist ja auch #Demokratie

„Mein Stromanieter im Hunsrück gehört ebenfalls zum e.on-Konzern. Mit Sicherheit werde ich meinen Vertrag dort kündigen.“

„Mit einer von Vorgestern in die Zukunft? Das wird nix. Keine gute Idee, e.on.“

Dies sind nur einige von vielen Reaktionen im Netz und die Reaktionen sind eindeutig. Gestern hat queer.de über Vetragskündigungen bei EON berichtet, die der Konzern nach der hier im Blog geäußerten Kritik am Chefposten für die Homo-Hasserin Katherina Reiche erhalten hat. Und so kontrovers queere Debatten auch sonst verlaufen: Die große Reichweite, die der queer.de-Beitrag im Netz erreichte, und die bis auf wenige Ausnahmen zum Verhalten des Konzerns kritischen bis entsetzen Stimmen zeigen zwei Dinge:

Erstens, wie groß die verbrannte Erde ist, die die zukünftige EON-Managerin mit ihren Tiraden gegen Homosexuelle hinterlassen hat. Obwohl diese schon einige Jahre her sind, sind ihre Ausfälle alles andere als vergessen. Dafür waren sie einfach zu heftig.

Zweitens: Wie groß die Beunruhigung und die Wut darüber ist, wie egal einem Konzern wie EON all das offensichtlich ist: In einer Zeit, in der Minderheiten besonders unter Beschuss stehen und andere Konzerne versuchen, mit ihrer Firmenkultur einen Beitrag des gesellschaftlichen Miteinanders zu senden, macht EON genau das Gegenteil: Er vergibt einen seiner wichtigsten Posten an eine der Personen, die wie wenig andere sich über das Ausgrenzen von Minderheiten profiliert hat. Noch mal zur Verdeutlichung, worum es hier geht: Katherina Reiches bis heute unwidersprochen Aussagen über Homosexuelle, wären auch in der heutigen AfD-Fraktion am rechten Rand angesiedelt.

Meine Fragen, die ich vor über fünf Wochen an den Konzern gerichtet habe, möchte dieser nicht beantworten. Noch nicht einmal zu einer Distanzierung von Reiches damaligen Aussagen konnte sich der Konzernsprecher Carsten Thomsen-Bendixen durchringen, als ich nach dem ersten Blogbeitrag zum Thema schließlich bei Twitter bat, hierzu Stellung zu beziehen.

Zunächst versuchte er es dann dort dann mit einem wertlosen Bla-Bla-Statement, das man wohl als Beleidigung an die LGBTI-Community verstehen darf:

E.ON ist so bunt wie die Gesellschaft, in der wir arbeiten. Unser „Ja“ zu Vielfalt ist bedingungslos. Es gibt für uns kein „Ja, aber…“, wenn es um LGBTI-Menschen geht.“


… denn auf meine Bitte, endlich die Fragen hierzu zu beantworten:

„Vielen Dank für Ihre Antwort. Wäre es dann auch möglich, meine Fragen hierzu zu beantworten?“


… kam dann zunächst lediglich das:


„Zu vor vielen Jahren und außerhalb von E.ON getroffenen Äußerungen kann ich nichts sagen. Zur Haltung von E.ON aber selbstverständlich schon. Und das habe ich getan.“


… und zu meiner erneute Nachfrage …

„Würden Sie auch nichts dazu sagen können, wenn Frau Reiche sich vor vielen Jahren wiederholt in ähnlich drastischer Weise rassistisch profiliert hätte? Wäre sie dann auch für eine Spitzenposition bei @EON_de denkbar?“

kam dann gar nichts mehr.

EON glaubt also tatsächlich, mit einer völlig unverbindlichen Aussage zur Homophobie eine Aussage zur Homophobie getroffen zu haben. Der Konzern sieht sich nicht einmal in der Lage, die damaligen Äußerungen seiner neuen Spitzenmanagerin zu kritisieren.

Deutlicher hätte EON nicht machen können, wie egal ihm die gesellschaftliche Debatte um Homophobie, ja, wie egal im Homophobie ist. Deutlicher hätte er nicht machen können, wie sehr das Diversitätsversprechen des Konzerns nur unverbindliches Geschwätz ist. Heiße Luft. Zur Erinnerung: Dort heißt es: „We are doing everything we can to build a truly inclusive culture.“ Sie tun nicht nur nicht „everything“, sie tun nicht einmal das Mindeste. Denn selbst wenn sie an dieser Personalie festhalten wollen, wo bitte ist das Problem zu sagen, dass man solche Attacken nicht gutheißen kann, dass für solche Haltung gegen Minderheiten im Haus kein Platz ist?

Oder ist das Statement des EON-Sprechers vielleicht sogar als Bekräftigung für Katherina Reiches Haltung zu verstehen? Ist der Satz: „E.ON ist so bunt wie die Gesellschaft, in der wir arbeiten“ so gemeint, dass man auch Homophobie und das Ausgrenzen von Homosexuellen für eine Meinung hält? Und dazu noch eine, die aufgrund der „Buntheit“ auch im Top-Management seinen Platz haben darf? Solange sich der Konzern nicht zu den Aussagen von Frau Reiche äußert, muss er sich vorhalten lassen, mit seinem Bla Bla auch der Toleranz der Intoleranz das Wort zu reden.

Doch machen wir uns nichts vor: Auch die Vertragskündigungen aus der Community werden EON nicht wirklich treffen. Trotzdem verdienen diejenigen Respekt, der aus Respekt vor sich selbst einen solchen Konzern nicht zu sich ins Haus lassen möchten. Der Jahreswechsel, wenn Katherina Reiche zu EON wechselt, ist dann auch ein guter Zeitpunkt für den Stromwechsel. ♦


Hier die Fragen, die EON nicht beantworten möchte:

1 .) Bezieht sich das Diversitätsversprechen des Konzerns auch auf die Situation von LGBTI?

2.) War, bzw. ist dem Konzern die Haltung und das Engagement von Katherina Reiche zu LGBTI-Fragen bekannt? Wurde mit Ihr über diese Fragen gesprochen?

3.) Sieht der Konzern in solchen Äußerungen ein Problem bezüglich des eigenen Diversitätsversprechens?

4.) Wie wichtig ist es dem Konzern, dass das „Everything We Can“- Diversitätsversprechen von seinen Führungspersönlichkeiten mitgetragen und unterstützt wird?

5.) Halten Sie es auch für vorstellbar, dass eine solche Führungsfunktion mit einer Person besetzt wird, die sich bisher unwidersprochen ähnlich diskriminierend beispielsweise über schwarze Menschen geäußert hat, also etwa, dass deren Gleichstellung eine Gefahr für die Gesellschaft bedeutet?


Hier der ursprüngliche Beitrag: Trotz Diversitätsversprechen: Homo-Hasserin Katherina Reiche bekommt Führungsposten bei Eon

Rückblick (2013): Der Quasi-Rassismus von Katherina Reiche und die Verantwortung von Günther Jauch

Alle Beiträge über Katherina Reiche hier.


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