Ein schwarzer Tag mit Bischof Tebartz-van Elst und Ralf König ist schuld!

Für mich als Blogger war das gestern ein schwarzer Tag.

Es fing damit an, dass ich, um mein Blog vor der drohenden Nach-Sommer-Depression zu schützen, nach einer einigermassen vertretbaren Möglichkeit suchte, etwas von diesem hellen Licht abzuzwacken, das uns gerade durch diesen trüben Herbst rettet: Dem Glanz der göttlichen Komödie des Bischofs Tebart-van Elst. Ich habe immer Leute gehasst, die so was wie „ganz großes Kino“ schreiben, wenn ihnen was gefällt und jetzt weiss ich auch warum. Was bleibt, wenn man wirklich etwas Großes passiert? Was soll man da noch sagen? Es ist lächerlich, sich über etwas zu empören, dass sich selbst vernichtet. Ausserdem macht es viel zu viel Spaß, dabei zuzugucken. Diese Surreality-Doku ist so großartig! Sie spricht für sich selbst. Leider.

Außerdem will ich, dass meine Leser wissen, was sie hier erwarten können und dazu gehört, dass dies eben ein schwules Blog ist und bleiben soll. Auch sagt mir ein (zugegeben recht eitler und narzistischer) Teil meines sonst eher mit sich selbst hadernden Blogger-Egos, dass es mir keinen Spaß macht, keinen Spaß machen darf, über Dinge zu bloggen, nur weil sie so präsent und so offensichtlich sind. Selbst wenn ich diese Präsenz erlebe als etwas, das als letzte Diva einer schrillstmöglichen Minderheit direkt vor mir steht und in den Himmel schreit. Selbst wenn- . – Egal. Denn all das ist ist Theorie.

Denn an in diesen Tagen spüre ich vor allem Eines: Dass es eben auch keinen Spaß macht, anderen dabei nur zuzugucken zu dürfen, wie sie sich entfesseln lassen, zur Höchstform auflaufen in Anbetracht dieses köstlichen Irrsinns. Wie sie sich gegenseitig mit klugem Spott über Tebartz-van Elst überhäufen, wie sie es genießen, mit gutem Gewissen bodenlos albern sein zu können, weil selbst die schlimmste Pointe nicht annähernd so albern und so bodenlos sein könnte, wie die Vorlage es ist.

Ja, dies ist ein schwules Blog und da es mir so sehr in den Fingern juckt, auch Tebart-van-Elst einmal bebloggen zu können, könnte ich es mir natürlich leicht machen. Ich könnte einfach einigermaßen plausibel begründen, warum der Bischof mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit eben schwul ist. Ja, das könnte ich.

Aber das Problem ist: Genau das tut Tebartz-van Elst gerade ja selbst! Auch wenn er gar nicht schwul sein sollte (solche Phänomene erleben wir ja nicht erst seit Andrew Ridgeley ), so tut er eben alles dafür, dass man bitte, bitte, bitte nicht an seinem Schrankschwestertum zweifeln solle. Selbst wenn es sich dabei nur um einer Art von Metro-Gay-Schrankschwestertum handelt.

Ich hatte mir überlegt, wie es wäre zu fragen, ironisch natürlich, ob dahinter nicht vielleicht der Verlag von David Berger steht, um dessen Buch „Der heilige Schein“ wieder anzukurbeln. Schließlich geht es dort ja auch, so habe ich es zumindest verstanden, um die These der identitätsstiftenden Wirkung des Katholenprunks für einen besonders narzistischen Teil der schwulen Subkultur, die durch den Limburger Bischof jetzt auf anschauliche Art verifiziert wird. Aber auch das ist keine wirklich gute Idee (zumal ich weiss, dass man mit Ironie vorsichtig sein muss, seit dem ich einige Mails von Leuten bekommen habe, die mich nach meinem Beitrag zur Frage, ob es Guido Barilla wirklich gibt, als Verschwörungstheoretiker betrachten) .

Trotzdem juckt es in den Fingern, über diesen Bischof zu schreiben, Argumente zu finden, und die, die man ihnen wohl entgegenstellen wird. Wie z.B. der fast zwangsläufige Einwand gegen die Tebartz-van Elst-ist-schwul!-These, nämlich, dass ich mich damit selber an den Homo-Klischees berausche, die es doch eigentlich – und erst recht in diesem Blog!- zu bekämpfen gälte. Doch selbst dafür hätte ich eine Rechtfertigung parat: 

Da es wohl niemand gibt, der ernsthaft seine Hand für die Heterosexualität dieses Bischofs ins Feuer legen würde, niemand, der es für abwegig hält, dass das Ganze ein Tuntendrama ist mit einem tragischen Narr, der sich selbst verzweifelt seinen goldenen Käfig baut … Da das wohl viele so sehen, aber keiner so richtig schreibt: Müsste man es nicht gerade deshalb tun?

Müsste man nicht den verwirrten Heteros endlich mal sagen: Ja, das ist einer von uns, aber wir sind nicht alle so! Der Regenbogen hat viele Farben und wir haben gelernt keinen Fetisch abzuwerten, so lange er andere nicht abwertet, auch wenn wir ihn nicht verstehen können.

Im Fall von Walter Mixa habe ich in diesem Blog schon einmal darüber spekuliert, ob ein deutscher Bischof schwul ist, eine Vermutung, die sich einige Tage als offensichtlich richtig erwies. Es war eine fiese Geschichte. Sollte man sich wirklich wünschen, dass auch dieser Bischof schwul ist? Und warum eigentlich nicht?

Wäre das nicht eine gute Gelegenheit, einmal zu erklären, dass es sich mit einem Großteil des Klerus und der schwulen Community so verhält, wie mit der „kommunistische Plattform“ innerhalb der Partei „Die Linke“: Eine Minderheit, die immer wieder das Image versaut, aber trotz der grotesken Mischung aus Sendungsbewusstsein und Allmachtsphantasien eben doch eine Gruppe aussterbender, alter unbelehrbarer Männer ist, und somit eigentlich harmlos (wenn man ihr nicht unnötige Bedeutung zu misst, etwa in dem man ihren Quatsch im Deutschen Bundestag mit Beifall belohnt). 

Oder, dass die meisten von uns eben doch verstanden haben, dass das „somewhere over the rainbow“ eine Metapher ist, dass die meisten von uns relativ gesund aus ihrer Outings-Geschichte herauskommen und nicht wirklich denken, sich ein Märchenschloss bauen müssen, dass sie für die narzisstischen Kränkungen entschädigt. Dass man doch sogar eigentlich ganz froh sein kann, dass dieses wirre Selbstlügengebäude des Tebartz-van Elst offensichtlich nur Geld verbrennt und nicht die Psyche Schutzbefohlener.

Sollte, müsste, könnte. Es gibt Sachen, über die kann man nicht bloggen, ohne sich zu verrennen. Jedenfalls geht es mir so.

Um so schlimmer für einen Schreib-Blogger, ist es dann zu sehen, dass es auch anders geht. Dass man gar nicht spekulieren, debattieren und begründen muss. Dass es Leute gibt, die eine Kunst beherrschen, die einfach nur zeigt, was alle sehen. Nur viel, viel besser. Für mich als Blogger war das gestern ein schwarzer Tag. Und Ralf König ist Schuld. 

Falls es jemand noch nicht gesehen hat:

Ralf König-Van Elst

(mit freundlicher Genehmigung von Ralf König, hier gibt es mehr) 

2 Gedanken zu „Ein schwarzer Tag mit Bischof Tebartz-van Elst und Ralf König ist schuld!

  1. Tebarz van Elst IST mit fast 100%iger Sicherheit schwul. Ich kenn einen, der könnte dessen Doppelgänger sein, sieht gleich aus, redet gleich, ist Modedesigner und schwul. Tebarz hatte wahrscheinlich strenge Eltern, die das nie akzeptiert hätten und sein Kirchengetue ist die Gegenreaktion, um sich selbst zu beweisen und „reinzuwaschen“. Armer Schwuler, macht sich das Leben nur selbst schwer.

  2. Mir ist es wurscht, ob er schwul ist. Der Mann hatte Geschmack. Wozu ueber ihn herziehen Haben wir nicht auch unsere schwarzen Loecher?!
    Waere die Welt besser ohne ihn? Wohl kaum!
    Ob Schrankschwul oder nicht; viele waren auch neidisch ob seinenm guten Geschmack.
    Die Chefetagen der Banken und Versicherungen in Frankfurt sind weiss Gott noch ueppiger ausgestattet..
    Ich muss TvE nicht moegen; die mediale Vernichtung damals fand ich unterirdich primitiv.Jemanden wie eine Sau durchs Dorf zu ziehen ist schaebig und asozial.
    Vielleicht beneiden ihn doch sehr viele um seine hohe Intellegenz. Da musste deswegen schon manch einer sein Leben lassen!
    Wie einer leben moechte, bleibt ihm ganz alleine ueberlassen.
    Das boesartige Tuntengerede war mitunter, wie auch in diesem Fall, unertraeglich

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.