Trotz Diversitätsversprechen: Homo-Hasserin Katherina Reiche bekommt Führungsposten bei Eon

Foto: (c) CDU/CSU-Fraktion 2013

Auf seiner Homepage gibt der Energiekonzern Eon ein Diversitätsversprechen ab. Wörtlich heißt es u.a. in einem dort geposteten Video:


„We are doing everything we can to build a truly inclusive culture.“

Ob diese Kultur auch LGBTI-Menschen einschließen soll, wird dort nicht explizit erwähnt. Im Nachhaltigkeitsbericht von 2016 gibt der Konzern zwar an, Mitglied in zwei britischen LGBT-Netzwerkinitiativen zu sein, eine deutsche Initiative ist dort aber nicht aufgelistet. Deutschlands größter Energieversorger beschäftigte 2018 knapp 16.000 MitarbeiterInnen.

Nun soll Katherina Reiche einen Führungsjob bei Eon bekommen und Chefin der neuen Netzgesellschaft des Konzerns werden.

Die Katherina Reiche? Ja, genau die.

Wir erinnern uns: Noch vor AfD-Zeiten hatte die 2015 aus dem Bundestag ausgeschiedene Politikerin ihre Bekanntheit mit scharfen Attacken gegen Homosexuelle begründet. Kein Mitglied des Bundestags (selbst Erika Steinbach nicht) hetzte damals in der Öffentlichkeit heftiger gegen Lesben und Schwule. Und wäre sie noch im Parlament, wären ihre damaligen Äußerungen auch trotz der mittlerweile dort vertretenen AfD immer noch relativ unangefochten ganz dicht dran am rechten Rand.

In BILD erklärte sie 2012 Homosexuelle zur Gefahr:

„Unsere Zukunft liegt in der Hand der Familien, nicht in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften. Neben der Euro-Krise ist die demografische Entwicklung die größte Bedrohung unseres Wohlstands. […] Die Gesellschaft wird nicht von kleinen Gruppen zusammengehalten, sondern von der stabilen Mitte.“

Auf die ihr auf dem Portal Abgeordnetenwatch gestellte Frage, in welcher Weise gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften die Zukunft beeinträchtigen würden, antworte Reiche:

„… falls die [5. ] Frage überhaupt Relevanz besitzen sollte, dann entwickelt sich eine Gesellschaft in die Strukturlosigkeit, die am Ende ausschließlich materiellen Anreizen folgt. Auf der einen Seite unbegrenzter Hedonismus, auf der anderen unendliches Leid.

Wir haben es also hier nicht nur mit einer (etwa religiös) motivierten Gegnerin der damals sogenannten „Homo-Ehe“ zu tun. Nein, schon das Zusammenleben von Homosexuellen begünstigt nach ihrer Behauptung verheerende gesellschaftliche Entwicklungen. Schön verschwurbelt surft sie hier nah an der Volksverhetzung. Schwer vorstellbar, dass jemand auf die Idee kommt, jemand mit einem dermaßen öffentlich-behauptetem desaströsen Gesellschafts- und Menschenbild Führungsverantwortung für MitarbeiterInnen und Mitarbeiterinnen bei einem so wichtigen Arbeitgeber zu übertragen. Schwer vorstellbar, dass diese Entscheidung nicht die Stimmung für Sichtbarkeit von LGBTI im Unternehmen trübt. Das Entsetzen über Reiches Attacken war damals groß. Der Blogger Alexander von Beyme sah durch Reiches Argumentation eine „rote Linie überschritten“ und selbst ihr Parteifreund, der heutige Gesundheitsminister Jens Spahn sah sich veranlasst, eine größtmögliche Distanz zu demonstrieren: „Lasse mich und mein Leben nicht indirekt als ‚Bedrohung unseres Wohlstandes‘ diffamieren“

Eine Diffamierung, die Eon seinen MitarbeiterInnen offensichtlich zumuten möchte.

Nun kann es natürlich sein, dass es Eon trotz ihrer politischen Vergangenheit auf Reiche abgesehen hat, dass es also besondere wirtschaftliche Qualifikationen wegen derer sie so dringend gebraucht würde, dass ihr politisches Profil in den Hintergrund treten muss. Genau das scheint aber nicht der Fall zu sein: Sie bekommt ihren neuen Job wohl nicht trotz ihrer politischen Strahlkraft. Sondern genau deswegen.

Die Wirtschaftwoche schreibt:

Die Personale gilt als politisch getrieben und ist bereits im Vorfeld der Verkündigung bei E.On umstritten, berichten Unternehmenskreise. Die 46-jährige Reiche sei in Sachen Energiewirtschaft „eher unbedarft“, heißt es.

Reiche hat vor allem politisch Karriere gemacht.

Reiche war bis 2009 stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion., dann bis 2013 parlamentarische Staatssekretärin im Umweltministerium und schließlich parlamentarische Staatssekretärin im Verkehrsministerium, bis sie den Bundestag 2015 verließ.

Politisch aufgefallen ist sie aber fast nur mit Homo-Hetze. Das war ihr Spezialgebiet, mit den sie sich in den Talkshows für ihren „Mut“ feiern ließ. Eon wollte also eine Politikerin für den Job, und es war dem Konzern zumindest egal, dass die Politikerin, die er sich aussuchte, vor allem eine profiliertesten politischen Feindinnen der Homosexuellenbewegung ist.

Fragen hierzu hat Eon mir leider bisher nicht beantwortet.

Gerne hätte ich gewusst:

1 .) Bezieht sich das Diversitätsversprechen des Konzerns auch auf die Situation von LGBTI?

2.) War, bzw. ist dem Konzern die Haltung und das Engagement von Katherina Reiche zu LGBTI-Fragen bekannt? Wurde mit Ihr über diese Fragen gesprochen?

3.) Sieht der Konzern in solchen Äußerungen ein Problem bezüglich des eigenen Diversitätsversprechens?

4.) Wie wichtig ist es dem Konzern, dass das „Everything We Can“- Diversitätsversprechen von seinen Führungspersönlichkeiten mitgetragen und unterstützt wird?

5.) Halten Sie es auch für vorstellbar, dass eine solche Führungsfunktion mit einer Person besetzt wird, die sich bisher unwidersprochen ähnlich diskriminierend beispielsweise über schwarze Menschen geäußert hat, also etwa, dass deren Gleichstellung eine Gefahr für die Gesellschaft bedeutet?

Aber vielleicht bekomme ich ja noch eine Antwort. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich auch einige der knapp 16.000 MitarbeiterInnen dafür interessieren. Und einige StromkundInnen auch. ♦

(Nachtrag: Dieser Beitrag wurde um einige Zitate und Verweise ergänzt.)


Update 1: Queer.de berichtet über Vertragskündigungen bei EON wegen Katherina Reiche

Update 2: EON möchte sich nicht von Katherina Reiches Homo-Hass distanzieren

Rückblick (2013): Der Quasi-Rassismus von Katherina Reiche und die Verantwortung von Günther Jauch

Alle Beiträge über Katherina Reiche hier.


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