7/7 – „Jeder Hobbyblogger hat das Recht, seine Meinung, so haltlos sie auch sei, auf seinen Blogseiten oder in sozialen Netzwerken zu posten.“ Von Steven Milverton

Tage7Blogger – 7. Tag

7 Jahre 7Am heutigen Internationalen Tag gegen Homo,- Trans- und Biphobie endet mit dem Beitrag von Steven Milverton die schwule Bloggerwoche. Anläßlich des Siebenjährigen dieses Blogs schrieben eine Woche lang jeden Tag ein anderer schwuler Blogger über die letzten sieben Jahre: Was bedeuten sie für die homosexuelle Emanzipationsbewegung, was für das schwule* Leben in Deutschland? Was hat sich verändert, wo standen wir damals, wo stehen wir heute?

 

Jeder Hobbyblogger hat das Recht, seine Meinung, so haltlos sie auch sei, auf seinen Blogseiten oder in sozialen Netzwerken zu posten.“

von Steven Milverton  / stevenmilverton.com

Als Johannes Kram anfragte, ob ich anlässlich des siebenjähriges Jubiläums seines Nollendorfblogs ein paar Zeilen schreiben würde, erinnerte ich mich an eine Episode aus dem Jahr 2014. Johannes Kram war damals über den einmal mehr blasiert daherkommenden LSVD verwundert. Eine LSVD-Kampagne warf wichtige Fragen auf und Johannes Kram stellte sie. Allerdings bekam er vom LSVD, Abteilung Berlin, nicht etwa eine Antwort, sondern ein Urteil. Und für die Verkündung des Verdikts wurde kein Geringerer als Doktor David Berger auserkoren.

Es begab sich nämlich zu jener Zeit, dass der Bruno Gmünder Verlag mit Berger einen katholischen Theologen von Weltgeltung für sein Magazin Männer als Chefredakteur beschäftige – kurzzeitig nur, dann ging dem Hause Gmünder ein Flutlicht auf. Dem LSVD muss Berger wohl ganz unverdächtig vorgekommen sein. Jedenfalls wurde er für würdig befunden als Publikant in Sachen Nollendorfblog zu fungieren, auf dass das Urteil allerhöchste Weihen erhalte. Schon damals war das eine windige Geschichte, doch welch Geschmäckle hat es aus heutiger Sicht, dass ausgerechnet Berger vom LSVD zur öffentlichen Bekanntmachung des über den impertinent fragenden Blogger gefällten Urteils ermächtigt wurde. Wir reiben uns die Augen und lesen erstaunt, dass der LSVD Berlin zwar mit kritischen Anfragen umzugehen wisse, da jede professionelle Medienanfrage bearbeitet werde, aber man müsse Verständnis haben, dass Blogger auf Hobby-Ebene nicht dazu gezählt werden können.
Hochnäsig erhält der Hobbyblogger Bescheid, dass der LSVD ihm keine Rechenschaft schulde. Es folgt der Satz, der diesem Geburtstagsgruß als Überschrift dient, und dann lässt der LSVD der schockierten Öffentlichkeit durch Herrn Doktor Berger bräsig kundtun: „Darüber hinaus ist uns Herr Kram bereits seit längerem durch wenig seriöse Berichterstattung aufgefallen.“ Derart aufgeklärt müssen wir erkennen und einsehen: Wir haben es mit einem ganz schlimmen Fall von Hobbyblogging zu tun!

Noch ein kleines Aperçu: Der LSVD erklärte bei dieser Gelegenheit, er sei sich der Einigkeit mit eben jenem Herrn Berger gewiss.

Wie wir hören, hat das renommierte Grimme-Institut den unseriösen, haltlos herumpostenden Hobbyblogger Johannes Kram in der Kategorie Wissen und Bildung für den Grimme Online Award 2016 nominiert. Ja lesen die beim Grimme-Institut denn nicht die Verlautbarungen des LSVD?

Lieber Johannes Kram, die Interessenvertretung der schwulen Welt in Deutschland zeichnet sich durch eine strukturelle Schieflage aus. Deshalb freue ich mich, dass Du schreibkräftig mithilfst die Sache der schwulen Menschen nicht konturlosen Politikern und einem selbstgefälligen Verband zu überlassen. Es freut mich, dass das Grimme Institut erkennt, wie wichtig die Arbeit außerhalb der kleinen und mehr oder weniger abhängigen schwulen Medienlandschaft ist. Es freut mich besonders, dass in Deinem Blognamen das Wort „Schwule“ auftaucht und nicht einer dem Zeitgespenst hörigen, inhaltsleeren Buchstabenkombination gewichen ist. ♦

www.stevenmilverton.com

Steven Milverton bloggt schon seit 2007. Man könnte sagen, dass ein Reiz seines Blogs auch darin liegt, dass der „echte“ Mensch dahinter unbekannt ist, dass hier ein Anonymum schreibt. Doch das stimmt nicht. Steven Milverton mag zwar anders heißen, aber er ist weder unbekannt, noch ist er anonym. Im Gegenteil. Wer sein Blog verfolgt, der hat in den letzten Jahren einen Autoren kennengelernt, der in Stil, Analyse und Haltung eine klare eine unverwechselbare Kontur hat. Er ist eine streitbare und streitende Persönlichkeit,  die unbeirrt für „die Sache“ streitet, die es sich erlauben kann und erlaubt, allen auf die Füße zu treten, die seiner Meinung nach nur vorgeben für sie zu kämpfen, aber in Wahrheit nur ihr eigenes Ding machen und im Weg rumstehen. Mag sein (und das ist wohl auch so, weil auch das zum Streiten gehört) dass er da auch mal die Falschen trifft. Und das seine Härte manchmal irritiert. Aber er tut das, was in der Community (in der er sich nicht so richtig einfinden mag, und der er genau dadurch einen großen Gefallen tut, weil er sie zwingt sich zu bewegen und sich selbstkitisch anzuschauen) so dringend gebraucht wird: 100 Prozent unabhängig, kreativ und kraftvoll gegen all das zu argumentieren, was Schwule (und andere) abwertet, und das ohne von eigenen Interessen geleitet zu sein. Wo auch mögen die – jenseits des schreibenden Überzeugungstätertums – sein, bei einer nur im Internet beheimateten non-profit arbeitenden Autorenperson? J.K.

PS: Ich hatte alle Gastblogger gebeten, von möglichen Lobhudeleien für diesen Blog abzusehen, und ich erwähne das auch nur, weil Steven Milverton sich so gar nicht daran gehalten hat.

Linktipp für Einsteiger: „In der Mitte der Gesellschaft“ 

Bisher auf „7 Jahre“ (Aktueller Nachtrag):

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* Ich weiß, dass schwul und homosexuell nicht das Gleiche ist, aber es ist nun mal ein schwules Blog und somit auch ein homosexuelles. J.K.

 

Ein Gedanke zu „7/7 – „Jeder Hobbyblogger hat das Recht, seine Meinung, so haltlos sie auch sei, auf seinen Blogseiten oder in sozialen Netzwerken zu posten.“ Von Steven Milverton

  1. Wo sind die Kommentare?

    Heute bin ich endlich einmal dazu gekommen, einen größeren Schwung an (wie ich finde) sehr guten Blogbeiträgen durchzulesen.
    Während ich allerdings so lese, fällt mir eines immer wieder auf:

    kommentiert das denn niemand?

    Übersehe ich irgendwo einen ‚Kommentare-anzeigen-Button‘, der mich mit einem Klick zu einer selbstverständlich vorhandenen Diskussion unterhalb des Artikels führt?

    Offenbar ist da wirklich nichts.

    Aber ich will hier nicht rumtönen, während ich selber inhaltlich nichts zu dem Blogbeitrag gesagt habe – außer eines: ich teile Steves Sichtweise uneingeschränkt und freue mich nicht nur über dieses eine Gastspiel.

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