Zunächst eine Vorbemerkung:
Besonders Leser*innen, die nicht aus Berlin kommen, fragen sich, warum dieser Blog einer trashigen Berliner Lokalberühmtheit so viel Aufmerksamkeit schenkt. Auch mir geht es so, dass ich mich lieber mit anderen Themen beschäftigen würde, aber es geht hier auch um Rassismus und ob und wie darüber in der Öffentlichkeit gesprochen wird. Seit Jahren erzielt Nina Queer ihren Erfolg unter anderem damit, mit rassistischen und minderheitenfeindlichen Äußerungen zu provozieren. Ihre Karriere wurde nicht nur maßgeblich durch die BILD-Zeitung, sondern auch durch den RBB befördert, der immer wieder dafür gesorgt hat, dass Rassismusvorwürfe an ihr abprallen konnten. Es ist nicht nur auffällig, wie oft Nina Queer Teil des RBB-Fernsehprogramms ist, sondern auch, dass sie sich meines Wissens dort nie zu ihren Grenzüberschreitungen äußern musste. Das öffentlich-rechtliche Glattbügeln von Rassismusvorwürfen führt zu weiterem Rassismus, weil die, die diesen beklagen, zu Irren erklärt werden, zu Zensoren, die böse Dinge über vermeintlich harmlose Persönlichkeiten in Umlauf setzen. Es entsteht ein gefährlicher Opfer-Mythos, wie man sich gerade auf Nina Queers Facebookseite anschauen kann.
Nina Queer fühlt sich durch die mediale Unterstützung offensichtlich ermutigt, ihre Opfer-Inszenierung immer weiter auf die Spitze zu treiben. Dabei schreckt sie selbst vor dreisten Lügen nicht zurück. Bei der letzten großen öffentlichen Aufregung um rassistische Äußerungen, die zu großen Verwerfungen innerhalb des Berliner CSDs führten, wollte Nina Queer mich sogar verklagen und behauptete, der von mir präsentierte rassistische Facebook-Post sei Fake. Sie schrieb:
ACHTUNG FAKE!
Liebe Freunde, liebe Gäste, liebe Fans.Zur Zeit geistert das Foto, eines Postings von mir, im Internet herum, welches ich NIEMALS so geschrieben habe. Es wurde nachträglich manipuliert und ist eine Fälschung. Meine Anwälte sind bereits eingeschaltet und werden jeden zur Anzeige und Rechenschaft bringen, der solchen Dreck über mich verbreitet.Obwohl ich niemals rechtlich gegen die eigene Community vorgehen wollte, bleibt mir diesmal keine Wahl.
Euch allen einen schönen Sonntag, Eure Nina
Das war, wie wir heute wissen und sie selbst zugeben musste, nicht wahr. Nina Queer lügt. Ihr Rassismus war echt.
Doch ihrer Reputation beim RBB und anderswo hat das nicht geschadet. Wenn man ihre anschließenden Auftritte anschaut, könnte man fast meinen: Im Gegenteil. Nina Queer kann sich offensichtlich alles erlauben. Und das tut sie dann auch:
Die Dragqueen scheint auch bei der aktuellen Aufregung darauf zu bauen, dass sie bald nicht weiter mit ihrem Rassismus und ihren beschwichtigenden Lügen konfrontiert werden wird.
Gestern schrieb sie an ihre Fans auf Facebook:
Ich bin RTL sehr dankbar, dass man mich als Kandidatin für die Dschungelshow verpflichtet hat.
Jetzt hat man kurzfristig entschieden, dass ich nicht mehr dabei sein soll.Der Vorwurf gegen mich sind rassistische und antisemitische Äußerungen, die ich angeblich getätigt habe.Schon an dieser Stelle sei gesagt: Ich bin keine Rassistin und ich bin keine Antisemitin. Ich distanziere mich eindeutig von Rassismus und Antisemitismus.Der Grund für die Entscheidung ist ein Interview mit dem Tagesspiegel aus dem Sommer 2019. Ich wurde auf ein Posting von mir im Zusammenhang eines gewalttätigen homophoben Angriffs angesprochen.Die emotionale Wortwahl des Beitrags kurz nach dem Angriff habe ich bedauert und mich dafür entschuldigt.Im Interview sagte ich aber, dass ich trotz allem, solche Gewalt gegen die Community nicht akzeptieren will. Ich wurde dann vom Redakteur gefragt, ob es mich denn nicht stören würde, wenn ich als „Hitler-Transe“ dargestellt werde. Darauf habe ich geantwortet: „dann bin ich eben die erste Hitler-Transe, dann nehme ich das so hin.“Die Aussage ist hart, aber klar satirisch. Das hat auch der Tagesspiegel damals so verstanden. Gerade diese Redaktion steht sicherlich nicht im Verdacht, rassistische Inhalte zu propagieren. Schließlich stammt die urspüngliche Wortschöpfung der Hitler-Transe nicht von mir, sondern vom Tagesspiegel Redakteur.RTL wurde nun von meiner ehemaligen Freundin Desiree Nick, die ein persönliches Problem mit mir hat, mit einem Instagram-Posting konfrontiert in dem steht, ich wäre die “selbsternannte Hitler-Transe“.Ich bin enttäuscht, dass man ohne Recherche oder Gespräch mit mir diese Entscheidung getroffen hat.Denn nicht nur die Vorwürfe sind falsch, auch ist meine Aussage aus dem Kontext gerissen.Ich kann verstehen, dass nach dem Fehler mit Michael Wendler bei RTL die Nerven Blank liegen. Nun werde ich aber (ob beabsichtigt oder nicht) mit dem Wendler in einen Topf geworfen. Das ist nicht nur unfair, sondern grob falsch.Im Leben einer Witze-Erzählerin geht der ein oder andere Witz mal daneben. Und ob man sich jetzt für Witze entschuldigen sollte, oder nicht. Ich habe mich entschuldigt, wenn ich das Gefühl hatte zu weit gegangen zu sein.Ich habe mich nie um die Anderen gekümmert. Damit meine ich diejenigen, die man mit keiner Entschuldigung besänftigen kann. Die, die nicht vergeben können. Ich habe immer gedacht: Lass Sie reden. Aber in der heutigen Zeit wird die Lüge die immer wieder wiederholt wird, irgendwann zu einer Scheinwahrheit.Das wird sich jetzt ändern. Ich werde gegen jeden Vorgehen, der mich falsch zitiert und Rufmord an mir begehtIch will mich nicht mit bekannten TV-Künstlern wie Lisa Eckhart vergleichen. Ich kann aber nicht anders, als mich auch als Betroffene der immer weiter um sich greifenden Cancel-Culture zu sehen.Ein Gedanke noch zu Desiree. Ich habe ihr öffentlich die Freundschaft gekündigt. Wir sind danach in den Medien nicht zimperlich miteinander umgegangen.Ich kann verstehen, dass Sie nicht gut auf mich zu sprechen ist. Vielleicht hasst Sie mich auch, ich weiß es nicht.Übel nehme ich folgendes: Eine Entertainerin, die sich ihre Prominenz mit harten und grenzwertigen Sprüchen erworben hat, dreht den Spieß hier um.Ich bin nicht die Witze-Polizei und alleine deshalb hoffe ich, dass die deren falschen Applaus Desiree jetzt einsammelt, sich nicht irgendwann gegen sie wenden.ALWAYS LOVE, bleibt gesund. Eure Nina
Auf Facebook wird sie für dieses Statement gefeiert, es bekam über 1000 Likes und Herz-Smileys. Auch von renommierten Vertretern aus der Community wie dem Gründer der LGBTI-Karrieremesse STICKS & STONES, Stuart Cameron, und Michael Rädel, dem Herausgeber von Männer Media, zu der u.a. die queeren Magazine BLU und Hinnerk gehören.
Wahrscheinlich wird es den allermeisten Nina-Queer-Unterstützer*innen auch diesmal egal sein, ob ihre zentralen Ausagen Lügen und ihre Opfer-Erzählung die Fortsetzung des immer gleichen Märchens ist. Das entscheidende Argument ihrer Vorwärtsverteidigung lautet: Der Begriff „Hitler-Transe“ stamme nicht von ihr, sondern sei von ihrem Interviewer, dem Tagesspiegel-Redakteur Sebastian Goddemeier ins Gespräch gebracht worden. Sie habe nur darauf reagiert. Diese Aussage ist insofern brisant, als sie den Tagesspiegel hier indirekt beschuldigt, den Gesprächsverlauf an entscheidender Stelle falsch wiedergegeben zu haben. Ob Nina Queer hier die Wahrheit sagt, ist auch deshalb wichtig, weil sie RTL mit dieser Schilderung vorwerfen kann, sie wegen falscher Anschuldigen herausgeworfen zu haben.
Fakt ist: Nina Queer lügt auch hier. Ihre ganze Argumentation bricht in sich zusammen. Ich hatte die Möglichkeit, mir die entsprechende Phase des Tagesspiegel-Gesprächs anzuhören, das mit Nina Queers Wissen auf Band aufgenommen worden war. Das im Tagesspiegel veröffentlichte Zitat
„Dann bin ich eben die erste Hitler-Transe, die es gibt.“
ist so gefallen. Es ist nicht aus dem Kontext gerissen. Es ist nicht die Erwiderung auf einen Einwand des Redakteurs, sondern Teil ihrer Rechtfertigung des Posts, in dem sie ihre Forderung nach Abschiebung in Kriegsgebiete verteidigt.
Nina Queer belügt ihre Fans und verniedlicht ihren Rassismus.
Jede*r, die oder der ihr dafür applaudiert, ist dabei ihr Komplize. ♦
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Nachtrag:
Der Tagesspiegel hat eine Erklärung zu Nina Queers Falschbehauptung veröffentlicht und schreibt.
„Wir bitten Nina Queer, diese Behauptung nicht mehr zu verbreiten und sie von ihren Profilen in den sozialen Medien zu löschen“
Nachtrag 2:
Ich habe die Überschrift dieses Beitrags geändert. Die ursprüngliche Headline lautete: „Hitler-Transe“: Nina Queer belügt (schon wieder) ihre Fans.
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Hier der ursprüngliche Blogbeitrag:
RTL-Rauswurf der „Hitler-Transe“: Lügen von „BILD“, PR vom RBB
Mehr im Blog zum Thema:
Wie die RBB-Intendantin Patricia Schlesinger beim Rassismus von Dieter Nuhr versagt hat.
Rassismus: Warum Nina Queer nicht Borat ist
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Im BILDblog habe ich über Nina Queers Kolumne bei Queer-BILD geschrieben: BILD feiert den schwulen Selbsthass
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