Antisemitischer und homophober Musikpreis Echo: Die Verlogenheit von Florian Drücke, Peter Maffay & Co.

Was für eine Verlogenheit!

  „Im Zuge der aktuellen Debatte mussten wir erkennen, dass wir uns in einem Umfeld wiederfinden, das den Preis in ein falsches Licht rückt“,

sagt Florian Drücke,  der Chef des Verbandes, der gerade einen antisemitischen und homophoben Musicact mit dem begehrtesten deutschen Musikpreis ausgezeichnet hat. Als ob erst durch die Debatte irgendetwas erst jetzt klar würde, was es nicht schon vorher war. Als ob irgendjemand, und nicht die Verleiher selbst, ihren Preis in das Licht gerückt haben, in dem es jetzt steht: Als reine Verkaufspromo, der sowohl künstlerische als auch ethische Hintergründe vollkommen egal sind. (Hintergrund auf queer.de: Homophobe Deutsch-Rapper mit „Echo“ ausgezeichnet )

Was für eine Verlogenheit!

„Der #ECHO, die Verleihung dieses Jahr, war eine Ohrfeige für das demokratische Verständnis in unserem Land. Gleichzeitig zeigt sie die Erosion in unserer Gesellschaft und im Musikgeschehen auf, die sich seit einigen Jahren abgezeichnet hatte und am Donnerstag vergangener Woche ihren vorläufigen Höhepunkt erfuhr.“

schreibt auf Facebook Peter Maffay, also derjenige, der mit seiner Integrationsbambi-Laudatio an Bushido 2011 die Erosion der Gesellschaft mit einem heftigen Tritt im Jahr 2011 einen vorläufigen Höhepunkt bescherte, indem er dabei half, Homophobie und Sexismus als musikalische Kunstform gesellschaftsfähig zu machen.

Was für eine Verlogenheit, mit der jetzt so getan wird, also ob da gerade etwas neues passiert sei und niemand wahrnehmen möchte, was da seit Jahren passiert, seit Jahren verharmlost und hofiert wird.

So wie 2016 im Stern:

„Und was ist mit diesen Sexismusvorwürfen?

‚Die sind doch überholt‘, sagt er. Also bist du kein Sexist?
 ‚Nein.‘ Schwaden von Wassermelone. Und homophob? ‚Auch nicht. Ich bin ein Vorbild.‘ Für wen? ‚Für die Jugend. Ich nehme keine Drogen, ich sage ihnen, dass sie Sport machen sollen, auf ihre Ernährung achten sollen und nicht trinken sollen. Außerdem lebe ich ihnen vor, dass es erstrebenswert ist, Abitur zu machen, erfolgreich zu sein. Und dass sie sich in der Schule anstrengen sollen, damit sie auch ein bosshaftes Leben führen können.‘

(…)

Kollegahs Texte sind teilweise so beknackt, dass man ihm wirklich kaum Sexismus unterstellen kann. Es würde die Bedeutung von Sexismus abwerten. Und wahrscheinlich ist das größte Problem von Kollegah‐Gegnern, dass sie ihn zu ernst nehmen, dabei ist er eine Mischung aus Jugendkult, dicken Eiern und Comedy.“

Schon 2013, also drei Jahre vorher schrieb Aaron Morhoff in seiner Hausarbeit „Das Phänomen Homophobie im amerikanischen und deutschen Hiphop“, es sei der  „zur Menschenverachtung tendierende“ Gangstarap, der noch große Erfolge aufweisen könne:

… so stieg das Album „Jung, Brutal Gutaussehend 2“ von Kollegah und Farid Bang („und die Bitches heute wol­len Jungfrau bleiben / zwei Optionen: Arsch her oder Mund auf Kleines / Und du wärst gern wie wir doch hast den Körper einer Frau / Und warst nach der Geburt nie mehr im Körper einer Frau“) im Frühjahr 2013 auf Platz 1 der deutschen, österreichischen und schweizer Albumcharts.

Nach 2013 hat Kollegah jedes Jahr einen Echo gewonnen.

Wer kann es ihm verübeln, dass er ihn als das angesehen hat, als das was er ist: Eine Auszeichnung. Und eine Ermutigung, weiterzumachen. Wer kann ihm verübeln, dass er konsequent war, und einfach immer weiter gemacht hat. Wer ist den queeren Verbände beigesprungen, die seit Jahren vor seinen Hassbotschaften warnen?

„Man muss aber wissen“

sagt Kollegah 2015 (auch hier unwidersprochen) im Interview:

„Im Hiphop ist Schwuchtel nur ein ganz normales Schimpfwort, das hat mit Homophobie nichts zu tun.“

Ja, das muss man in Deutschland wissen. Und wohl auch, dass etwas erst antisemitisch ist, wenn „Auschwitz“ drauf steht.

Niemand hat den Echo in ein falsches Licht gerückt. Er steht da, wo er hingehört. Seit Jahren.

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Mehr zum Thema hier im Blog:

Bambi für Bushido: Die Kunstform des Vergasens

Anderssein und Popkultur: Wenn alle das gleiche Lied singen

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5 Gedanken zu „Antisemitischer und homophober Musikpreis Echo: Die Verlogenheit von Florian Drücke, Peter Maffay & Co.

  1. Es ist gut, dass die NPD in keinem Landtag mehr ist. Aber es ist auch gut, dass die AfD bei 15 % liegt. Homosexuelle dürfen nicht diskriminiert werden. Aber es darf auch keine Homo-Ehe geben. Wir brauchen eine öko-konservative Politik und einen nicht-trinitarischen, pfingstlichen Katholizismus. Mehr dazu auf meiner Internetseite (bitte auf meinen Nick-Namen klicken).

  2. Tja, manche brauchen halt etwas länger, um Offensichtliches zu bemerken. Vielleicht sollten wir wohlwollend sagen „besser spät als nie“, aber es ist eben wie in der Politik, wo davon die Rede ist, dass „Fehler begangen wurden“, aber nicht gesagt wird, von wem.

  3. Johannes, müssen die Kommentare von diesem Theosophie-Troll hier stehenbleiben? Er macht nur Werbung für seinen Blog und hat sonst nichts zu sagen.

  4. @Tröte: Ja, sehr bizarr das Ganze. Aber angesichts dessen, was ich hier sonst alle löschen muss, auch noch vergleichsweise harmlos und ich finde noch aushaltbar. Mal schaun. Aber danke für den Hinweis.

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