Falk Richter: „In Film, Theater und Fernsehen muss die Diskriminierung von LGBT Schauspieler*innen endlich aufhören!“

Der Theaterregisseur und -autor Falk Richter hat am Sonntag den Soul of Stonewall Award 2016 des Berliner CSD erhalten. In seiner Dankesrede kritisierte er die Homophobie in Film, Fernsehen und Theater mit deutlichen Worten und dankte zugleich dem Gorki Theater und der Berliner Schaubühne für die Unterstützung seiner Arbeit. Ein sehr persönliches Dankeschön richtete er auch an all die, die nach den heftigen Reaktionen zu seinem Theaterstücks „Fear“ zu ihm gehalten haben, als er „von rechtsradikalen Gruppierungen für meine künstlerische Arbeit aufs heftigste attackiert und mit dem Tode bedroht wurde.“

Nach der Premiere von „Fear“, in dem sich Richter im letzten Jahr u.a. mit der Homophobie und dem Rassismus der Neuen Rechten auseinandergesetzt hatte, hatten nicht nur Vertreter von AfD und „Demo für alle“ sondern auch Medien suggeriert, dass es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Stück und Gewalttaten gegen Rechtspopulisten gegeben habe, wonach der Regisseur massiven Drohungen ausgesetzt war.

Das Landgericht Berlin hat nach einem von „Demo für alle“- Frau Hedwig von Beverfoerde angestrengten Prozess gegen die Schaubühne festgestellt, dass das Stück selbstverständlich nicht zur Gewalt aufruft. Trotzdem haben weder BILD, die behauptet hatte, im Stück hieße es, man „müsse“ Beatrice von Storch „in den Kopf schießen“ noch der Focus („Anschläge nach Schaubühnen-Hetzstück“) ihre Darstellungen korrigiert.

Hier die Rede Richters in Auszügen:

„STONEWALL heißt SOLIDARITÄT

… Auch in Film und Fernsehen und im Theater müssen wir sichtbar werden mit unseren eigenen Geschichten. Wir müssen selbstbewusst und ohne Angst von unserem Leben erzählen. In all seiner Komplexität, mit all seinen Facetten und so die gängigen, immer wieder verletzenden und herabwürdigenden Klischees, auf die unser Leben, unsere Identität, unsere Existenz oftmals reduziert werden, hinterfragen, überwinden und ihnen unsere eigenen Bilder und Geschichten entgegen stellen. Wir müssen uns zeigen! Wir müssen Zeugnis ablegen von unseren Erfahrungen, von unserer Sicht auf diese Welt. Wir dürfen uns nicht verstecken.

Ich freue mich über jeden Schauspieler, der offen schwul, über jede Schauspielerin die offen lesbisch lebt,

über jeden, der seine Angst davor, keine Rollen mehr zu bekommen, überwindet

über jeden, der sich nicht versteckt

über jeden heterosexuellen Caster, der schwule Schauspieler und lesbische Schauspielerinnen engagiert und ihnen dieselben Rollenangebote macht wie den heterosexuellen Kollegen.

In Film, Theater und Fernsehen muss die Diskriminierung von LGBT Schauspieler*innen endlich aufhören!

(…)

Es ist eine Schande, dass sich immer noch Schauspieler*innen nicht trauen, offen schwul oder offen lesbisch zu leben, da sie fürchten, keine Rollenangebote zu bekommen –

Wir sind ein wichtiger Teil dieser Gesellschaft – ohne uns wäre diese Gesellschaft ärmer, farbloser, einfallsloser, freudloser – und dafür dürfen wir uns heute selbst feiern!!

(…) Ich danke allen, die meine Arbeit möglich machen, insbesondere danke ich dem Maxim Gorki Theater und der Berliner Schaubühne und allen beteiligten Schauspieler*innen und Tänzer*innen, ich danke meinem künstlerischen Team, ohne das meine Inszenierungen nicht denkbar wären, ich danke meinen Freunden und Freundinnen und allen, die zu mir gehalten haben, als ich von rechtsradikalen Gruppierungen für meine künstlerische Arbeit aufs heftigste attackiert und mit dem Tode bedroht wurde und vor Gericht gezerrt wurde, und ich danke meinen Zuschauern, die immer wieder zu meinen Inszenierungen strömen und für die ich all meine Arbeit immer wieder gerne und immer wieder aufs neue mit großer Neugierde und Begeisterung mache!“ ♦

Weitere Blogbeiträge zum Thema:

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„Was entgegene ich einem Argument, das schon tot ist?“ – Falk Richters „Fear“ an der Berliner Schaubühne

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