Nina Queer und die Szene: Rassisten sind nicht immer nur die anderen

Der Fall Nina Queer zeigt, wie schwer sich die Szene damit tut, mit Rassismus in den eigenen Reihen umzugehen. In den Kommentaren um ihren Post aber auch in vielfältigen Diskussionen über den Bericht des Nollendorfblogs sind zwar viele klare Distanzierungen zu lesen. Aber fast eben so oft werden Queers Aussagen relativiert. Es ist erstaunlich, wie viele der Meinung sind, der Post sei lediglich „überspitzt“. Kurzer Gegencheck: Wäre der Post von Beatrix von Storch, würde dann irgendjemand auf die Idee kommen, ihn so zu verniedlichen?

Auch wird auffällig oft darauf hingewiesen, dass Nina Queer eben besonders dumm sei, doch selbst wenn das stimmt (was ich nicht beurteilen kann, ich kenne sie nicht näher) was ändert das am rassistischen Inhalt? Muss man intelligent sein, um rassistisch zu sein? Soll man dann weniger widersprechen? Würden wir das auch so sehen, wenn wir wüssten, dass es sich bei den Pegida-Schreiern auch um meist dumme Leute handelt?

Wirklich erschreckend aber sind die Stimmen, die die Aussagen der „Queer Bild“-Kolumnistin mit den Taten rechtfertigen, die in dem Artikel beschrieben sind, auf denen sich der Post bezieht. Erschreckend, wie schnell davon gesprochen wird, dass man diese Taten verharmlost, sobald man darauf hinweist, dass eine solche Strafverfolgung in Deutschland nach rechtsstaatlichen Regeln zu erfolgen hat.

Auch auf die Gefahr, dass ich hier falsch verstanden werde, aber vielleicht doch noch mal kurz zur Verhältnismäßigkeit: Die Täter waren Jugendliche, sind womöglich in Deutschand geboren, eines der beiden Opfer wurde leicht verletzt, der andere blieb unverletzt, nein, das alles entschuldigt nichts, nein, da müssen wir entschieden mehr drüber reden, entschieden mehr dagegen unternehmen, aber sind wir echt schon so weit, dass wir unsere zivilisatorischen Grundprinzipien über Bord werden, wenn wir richtig (und völlig zu recht) wütend sind? Darf man Nina Queer nicht zutrauen, dass sie ganz genau weiss, welche Knöpfe sie da drückt? Dass sie auch ganz genau weiss, dass so etwas eben kein Beitrag zum Kampf gegen Homohass ist, weil man die Täter absurderweise in Schutz nehmen muss vor Leuten wir ihr?

Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt über Rassismus in der Szene zu reden, doch wie es aussieht, überwiegen die Beschwichtigungsversuche. Auf blu.fm erschien ein Artikel, der das Kunststück vollbringt, das Zitat, um das es geht, überhaupt nicht zu nennen, sogar zu behaupten sie hätte lediglich die Abschiebung von Gewalttätern gefordert und nicht vor allem deren Verschickung in Kriegsgebiete. Fast möchte man Mitleid haben mit Nina Queer, der ein „womöglich unüberlegtes Posting“ unterlaufen sei und jetzt einen „Shitstorm“ erlebe.

Nina Queer selbst wollte sich nicht so ganz entscheiden, wie sie ihre Aussage verstanden wisse möchte. Einerseits sei sie „möglicherweise“ über das „Ziel hinausgeschossen“. Anderseits möchte sie sich entschuldigen, aber nicht dafür, was sie gesagt hat. Sondern: „Ich will mich bei allen entschuldigen, die mich missverstanden haben und die ich verletzt habe.“

Nina Queer macht so alles noch schlimmer, und deutet dann sogar an, dass die Distanzierung der SPD eine Rache an ihr sei, so als ob das Zitat nicht eine solche Distanzierung bedürfe.

Wir müssen mehr über Rassismus in der Szene reden. Nina Queer ist nicht der Grund dafür. Aber ein sehr, sehr guter Anlass. ♦

UPDATE: Nina Queer beschuldigt Nollendorfblog

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8 Gedanken zu „Nina Queer und die Szene: Rassisten sind nicht immer nur die anderen

  1. man könnte auch über die allgemeine intoleranz in der szene reden – gegenüber denjenigen, die nicht linksextreme meinungen verteten, die bei uns mittlerweile mainstream sind. wer z. b. zugibt, fdp zu wählen wird mal gleich ausgegrenzt!

  2. Wichtig ist, das endlich die Tabuisierung und das „Schönreden“ von grün-linker-sozialdemokratischer Seite aufhört, was die Zustände in den deutschen Großstädten angeht, wo wir homophobe und antisemitische Straftaten vermehrt erleben, was in ländlichen Regionen sowie Klein- und Mittelstädten nicht der Fall ist.

    Personen wie Jens Spahn, David Berger, Alice Schwarzer oder aktuell Nina Queer, die dies thematisieren, und auch eine Straftäterherkunft hierbei zu Recht nennen, werden von links-grünen-teilweise sozialdemokratischen Aktivisten/Bloggern wie bei der Queerredaktion mit Norbert Blech/Dennis Klein oder beim Nollendorfblog mit Markus Pauzenberger, dem Landeschef von SPDqueer, mit Rassismusvorwürfen oder Ausländerfeindlichkeitsvorwürfen angegriffen.

    Schon schlimm wie hier links-grüne Aktivisten den Opfern antischwuler Gewalt in den Großstädten damit in den Rücken fallen. Die Straftäter und Straftäterherkunf aus dem islamischen Kulturkreis ist zu nennen und zu thematisieren, da haben Nina Queer, Alice Schwarzer, David Berger oder auch Jens Spahn alle vollkommen Recht, und ich finde es schlimm wie ein Nollendorfblog hier die Opfer antischwuler Gewalt isoliert und tabuisiert.

  3. Wichtig ist, das endlich die Tabuisierung und das „Schönreden“ von grün-linker-sozialdemokratischer Seite aufhört, was die Zustände in den deutschen Großstädten angeht, wo wir homophobe und antisemitische Straftaten vermehrt erleben, was in ländlichen Regionen sowie Klein- und Mittelstädten nicht der Fall ist.

    Personen wie Jens Spahn, David Berger, Alice Schwarzer oder aktuell Nina Queer, die dies thematisieren, und auch eine Straftäterherkunft hierbei zu Recht nennen, werden von links-grünen Aktivisten/Bloggern wie bei der Queerredaktion mit Norbert Blech/Dennis Klein oder beim Nollendorfblog mit Markus Pauzenberger, dem Landeschef von SPDqueer, mit Rassismusvorwürfen oder Ausländerfeindlichkeitsvorwürfen angegriffen.
    Schon schlimm wie hier links-grüne Aktivisten den Opfern antischwuler Gewalt in den Großstädten damit in den Rücken fallen. Die Straftäter und Straftäterherkunf aus dem islamischen Kulturkreis ist zu nennen und zu thematisieren, da haben Nina Queer, Alice Schwarzer, David Berger oder auch Jens Spahn alle vollkommen Recht, und ich finde es schlimm wie ein Nollendorfblog hier die Opfer antischwuler Gewalt isoliert und tabuisiert.

  4. Lieber Johannes,

    obwohl du nach einer klaren, ehrlichen Debatte verlangst, halte ich deinen Blogeintrag nicht für förderlich dafür.
    Du schreibst über Nina Queer und später schreibst du, dass man über Rassismus in der Szene reden müsse. Dass du ihre Aussage für rassistisch hältst, kommt inhaltlich irgendwie rüber, geschenkt. Aber warum hälst du ihre Aussage für rassistisch? Das beantwortest du nicht, aber das ist die Frage, um die sich eine klare, ehrliche Debatte drehen muss.

    Klar gibt es in der queeren Szene Rassismus und Intoleranz, das sieht jeder, der die Augen nicht verschließt. Andererseits ist es ja anscheinend schon so, dass Gewaltverbrechen gegen Queers in Berlin vor allem von nichteuropäisch geprägten Menschen begangen werden. Wer das nicht sieht, verschließt ebenfalls die Augen.
    War der Post von Nina Queer jetzt also rassistisch oder nicht?
    Ich denke, er ist dumm und pauschalisierend, aber nicht rassistisch. Er unterstellt, dass homophobe Straftaten von Ausländern begangen werden, da werden Flüchtlinge und Migranten schnell zum Feindbild erhoben, daher dumm. Aber den Schritt von „homophobe Gewalt geht vor allem von nichteuropäisch geprägten Menschen aus“ zu „Nichteuropäer sind homophobe Gewalttäter“ sehe ich eher nicht.

    Wir sollten aber eins nicht übersehen: Die ganze Debatte bei den neuen Rechten dreht sich gar nicht mehr um Rassismus, es geht meistens nicht mehr um Denken in Rassen, sondern um fremde Kulturen. Ein starres Bild von der „islamischen Kultur“ wird dabei allen fremden Menschen übergestülpt, aufgrund welchem ihnen dann bestimmte (gefährliche) Verhaltensmuster und Einstellungen unterstellt werden. Es geht also mehr um „Kulturismus“ als um Rassismus. Darauf sollten wir die Debatte ausrichten, sonst erreichen wir gar nichts.
    Deshalb zieht zum Beispiel dein Argument, die Täter seien in Deutschland geboren, eben nicht. Aber das nur am Rande 😉

    mit einem freundlichen Gruß

  5. Es geht vor allem darum, endlich damit aufzuhören, dass die Stratäter und die Straftäterherkunft tabuisiert und nicht thematisiert wird, wie es Linke/Grüne leider machen. Damit „fallen“ diese Blogger, Aktivisten und Journalisten den Opfern „homophober“ Straftaten „in den Rücken“ und isolieren sie. DAS muss endlich aufhören !!! Die Straftäterherkunft ist zu nennen und ist zu thematisieren !

  6. na hauptsache man verschließt die Augen vor der Homophobie , wenn sie einen bestimmten religios-kulturellen Hindergrund hat.

    kognitive Dissonanz der schlimmen Sorte kann man hier von J.Krams lesen.

  7. Ach die Männer, die angegriffen wurden, haben ja nicht so viel abbekommen, das sei doch dann nicht so schlimm?
    Im Blog heisst es, wenn von Storch die Äußerungen getan hätte, würde man sich mehr aufregen – meine Gegenfrage: wenn Rechtsextreme die Männer angegeiffen hätten, würde Johannes Kram dann auch sagen, das wären ja keine schlimmen Verletzungen gewesen?
    Auch ich möchte in einem Rechtsstaat leben und auf keine unserer Errungenschaften mehr verzichten. Mit Rücksicht auf die Befindlichkeiten von Leuten mit mittelalterlichen Weltbildern wird bereits einiges davon wieder zurückgenommen.
    Kram weicht hier wie viele andere aus und redet von Rassismus unsererseits, um das wirkliche Problem nicht benennen zu müssen: Schwulenfeindlichkeit, Frauenfeindlichkeit, Intoleranz und Antisemitismus unter Muslimen

  8. Ich verstehe nicht, dass Kram und andere so oft im Namen der Freiheit und Toleranz Leute verteidigen, die gerade damit überhaupt nichts am Hut haben, sondern intolerant, frauenfeindlich, antidemokratisch, antiaufklärerisch sind und unsere freiheitliche Gesellschaft am liebsten sofort abschaffen würden. Das grenzt an Schizophrenie.

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