„Analverkehr ist der deutsche Witz“ – Warum ich ein Buch über Homophobie geschrieben habe.

Seit gestern ist mein Buch im Handel, das auf diesem Blog basiert. Ich fordere darin eine neue Debatte um Homophobie in unserer Gesellschaft. Nicht weil alles immer schlechter wird, sondern weil – auch da so vieles besser geworden ist – es schwerer geworden ist, über die noch bestehenden homophoben Strukturen und Denkmuster zu sprechen. Weil nach der „Ehe für alle“ so eine merkwürdige Stimmung entstanden ist: Was wollt ihr eigentlich noch, ihr habt doch schon alles?  Weil sich eine „neue Homophobie“ breit macht, die darauf beharrt, nichts gegen Lesben und Schwule zu haben, aber hinter dem „aber“ dann eben doch oft beklagt, dass irgendwann auch mal gut sein muss. Vor allem aber: weil ich glaube, dass diese Gesellschaft ganz grundsätzlich  ein Problem mit Diversität hat, dass sie sich zwar darin gefällt, „bunt“ zu sein, aber gleichzeitig schnell eine Angst davor hat, dass es „zu bunt“ wird und sich insgeheim wünscht, dass sich das Anderssein der anderen nach festen Regeln und zu erfüllenden Erwartungen gestaltet. Über Homophobie reden heißt also über unsere Gesellschaft reden, ja über Deutschland reden, denn – und das zeigt die Geschichte der Beziehung der Deutschen mit ihren Homosexuellen – es eben in unserem Land einige Besonderheiten gibt, die nie so richtig betrachtet wurden.

Warum hat sich der Paragraf 175 so lange gehalten, warum wurde das, was er (nicht nur mit dem homosexuellen Teil) der Gesellschaft gemacht hat, nie richtig aufgearbeitet? Warum kam die Ehe für alle ausgerechnet in einem Land, das sich so weltoffen empfindet, so viel später als in anderen westlichen Ländern? Warum beharren in Deutschland so viele darauf, wie „egal“ ihnen die Eheöffnung ist, warum werden Lesben und Schwulen unterstellt, dass ihre rechtliche Gleichstellung anderen etwas wegnimmt?

Und auch darum geht es: Warum sind Homosexuelle in Deutschland immer noch eine Witzvorlage, die auf den Beklemmungen der 50er Jahre basiert, warum Homos immer noch eine Chiffre für peinlichen oder bedrohlichen Sex? Warum überhaupt sind Homosexuelle vor allem Sex? Warum erzählt ein Kabarettist wie Dieter Nuhr tatsächlich noch den Witz mit der Seife, die man wegen der Homos unter der Dusche nicht fallen lassen soll. Ja, warum ist Analsex immer noch der deutsche Witz?

Im Buch kritisiere ich eine Ausgabe des „Satire Gipfels“ mit Dieter Nuhr anhand eines Blog-Beitrages von 2014:

In den wenigen Minuten, in denen er so tut, als ob er die Russen wegen ihrer Homophobie auslachen würde, um die Homos auszulachen, hat er sieben Gags gerissen, die darauf beruhen, dass schwuler Sex lustig ist, fünf über Analverkehr, drei Lacher hat er sich über die Lächerlichkeit von Tunten abgeholt, und einen darüber, dass auch Bisexuelle dauernd Sex haben.

Und da ich die Reflexe kenne, auch noch mal hier zur Klarheit: Natürlich geht es nicht darum, jemandem etwas verbieten zu wollen, nicht darum, dass keine Fehler gemacht werden dürfen, nicht darum, dass Homosexuelle einen besonderen Schutz für sich beanspruchen.

Damit keine Missverständnisse aufkommen, hier das, was ich dazu im Buch geschrieben habe:

… Dabei geht es natürlich nicht darum, ob man über Homosexuelle lachen darf. Natürlich darf man, soll man, muss man. Und natürlich kann Humor nicht gerecht sein, er muss inkorrekt sein, überzeichnen, Klischees strapazieren. Da es keine Spaßpolizei gibt, gibt es auch keine festen Grenzen und Regeln. Aber Homophobie bleibt Homophobie, auch wenn sie lustig ist. Und ob Lustiges homophob ist, ist spätestens dann eindeutig, wenn damit eine Abwertung verbunden ist. Auch wenn man ihn mag, wenn man ihn wie Bully charmant findet, den dummen Homo. Wenn es der dumme Homo ist, wenn er dumm ist, weil er Homo ist: Dann ist es Homophobie. Ist es so schwer, den Unterschied zwischen „über etwas lachen können“ und „etwas lächerlich machen“ zu verstehen?

Ich würde gerne mit meinem Buch dazu beitragen, dass wir die gängigen Reflexe überwinden, dass ein Hinweis auf Homophobie möglich ist, ohne dass er als Generalangriff auf die Person oder ihre Kunst betrachtet wird, dass jeder nicht automatisch jeden Homophobie-Verdacht entrüstet von sich weist, sondern akzeptieren kann, dass wir alle als Teil einer strukturell homophoben Gesellschaft nicht frei davon sind. Homophobie bedarf keiner Absicht, genau wie Rassismus und Sexismus keiner Absicht bedarf. Niemand ist perfekt, niemand ist fehlerfrei und soll es auch nicht sein. Aber es sollte möglich sein, über Fehler zu reden, darüber, wie und warum sie entstehen, was die dahinter liegenden Erfahrungen und Gewohnheiten sind. Und natürlich auch darüber, ob es überhaupt Fehler sind, niemand hat die Deutungshoheit, es geht nicht darüber, Urteile über andere auszusprechen, sondern ins Gespräch zu kommen. Es geht nicht um Moral, es sollen keine Menschen bewertet werden, sondern ganz konkrete Aussagen und Darstellungsweisen.

Ich weiß, dass ich mich auf dünnes Eis begebe, wenn ich die Bully-Filme problematisiere und ich selbst habe ja auch darüber gelacht. Aber es kann doch beides richtig sein: Dass etwas gut gemeint und auch gemacht ist, seine Berechtigung in jederlei Hinsicht hat, aber trotzdem einen Punkt berührt, über den man reden können muss. Gerade weil es ein Punkt ist, über den zu reden es so schwierig fällt: Scham. Wir sind es eben auch gewohnt mitzulachen, uns nicht über Dinge zu ärgern, die uns tief im Inneren doch stören. Jeder geht damit anders um, und ich möchte hier niemandem etwas einreden, was er fühlen sollte. Aber gerade weil die erfolgreichsten deutschen Filme Filme über lächerliche Tunten sind, gerade weil sie das Bild der Schwuchtel demonstrieren, also das Bild von etwas, von dem wir ganz früh gelernt haben, dass wir es auf gar keinen Fall sein sollen, gerade weil es so schwierig ist, nicht mitzulachen, wenn die ganze Nation das doch so gerne möchte, will ich dazu beitragen, dass auch das Gefühl des Unwohlseins seine öffentliche Berechtigung hat. Das ist nicht besonders cool. Aber es ist eben auch nicht der Versuch irgendjemand irgendetwas verbieten zu wollen.

Ich habe ein Buch über Homophobie geschrieben, weil ich mir wünschen würde, dass wir in unserer Gesellschaft es wirklich einmal schaffen, ernsthaft über Homophobie  zu reden. Ich weiß, wie schwierig das ist, wie tief die Reflexe sitzen, wie schnell ein Hinweis auf Homophobie dem Verdacht der Spaßlosigkeit, des Bevormundens, des Gutmenschentums, der blöden Political Correctness und des Sich-Wichtigmachens ausgesetzt ist. Ich weiß das, weil ich seit fast neun Jahren diesen Blog betreibe und all das immer wieder passiert. Aber durch diesen Blog weiß ich auch, wie viele Menschen es gibt, denen auch nicht egal ist, wie über Lesben und Schwule gesprochen und geschrieben wird wozu sie instrumentalisiert werden oder wie auf ihre Kosten politische Macht ausgeübt wird. Deswegen an dieser Stelle einen herzlichen Dank an all die, die sich auf ihre Art engagieren und die, die dieses Blog seit so vielen Jahren kritisch und unterstützend begleiten und ohne es nicht nur dieses Blog, sondern auch das Buch nicht geben würde. Vielleicht kann das Buch zu einer solchen Debatte beitragen. Ich würde mich freuen, wenn wir sie gemeinsam führen könnten. ♦

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Das Buch zum Blog ist jetzt im Handel / Der Vorverkauf  zur Buchpräsentation hat begonnen: 

 

 11. April 2018 -TIPI AM KANZLERAMT 

 

GROSSE BUCHPRÄSENTATION 

MIT TALK & MUSIK

„ICH HAB JA NICHTS GEGEN SCHWULE, ABER …“

JOHANNES KRAM & GÄSTE 

 

U. a. mit Volker Beck, Jade Pearl Baker, Felix Martin, Jan Feddersen,  Romy Haag, Stephanie Kuhnen, Lili Sommerfeld, Georg Uecker, „Operette für zwei schwule Tenöre“.  
Am Flügel: Florian Ludewig. 
 Es lesen Matthias Freihof und Pierre Sanoussi-Bliss.

 

Infos und Tickets hier. 
Mehr: „Das Buch zum Nollendorfblog.“

 

17 Gedanken zu „„Analverkehr ist der deutsche Witz“ – Warum ich ein Buch über Homophobie geschrieben habe.

  1. ich bin sehr froh dass du dieses buch geschrieben hast, ich habe es heute bei „prinz eisenherz“ vorbestellt. mich ärgern die vielen negativen kommentare bei facebook die von schwulen kommen sehr, sie verstehen einfach nicht worum es geht. ich habe mich bereits vor jahren über die prinzen mit diesem „mein hund ist schwul“ lied aufgeregt, ich glaube der text ist sogar von stefan raab, wie kann man sowas singen? u. nun heisst es, „ach, ich wollte es ja eigentl. rausnehmen, aber es kam doch so gut an“ ich komme in jedem fall zur präsentation u. hoffe dass ich dein buch schon nächste woche in händen halten kann.

  2. Bei aller Berechtigung für das Buch: Die Kritik gerade an Dieter Nuhr ist ungerecht. Ich schaue den oft und finde, das gerade er homophobe Sachverhalte in seinen Sendungen thematisiert und deutlich macht, aus welcher Ecke die kommen. Wir sollten froh sein, das es jemand wie ihn gibt, der sich traut, auch mal zurück zu schlagen.

  3. Gut, dass ich hier noch etwas zu D. Nuhr sagen kann. Er ist der Systemksper dere ARD, der mit seinen Klischees einen spießigen Humor von oben nach unten (z. B. gegen attac, gegen Demonstranten auf dem G20-Gipfel, Stuttgart 21-Protestler usw.) transportiert. Sich über Minderheiten, ob Schwule, Farbige oder Behinderte lustig machen, dass kann diese Rotzgöre a la Chris Tall viel besser. Auch der versteht unter seiner speziellen Art von Humor so etwas wie Gleichbehandlung. Tall behauptet in seinen Shows sogar, dass es rassistisch sei, keine Witze über „Neger“ zu machen.

    Die Künstlerin und Buchautorin Noah Soww hat in ihrem Buch „Deuzschland schwarz weiß“ in einem Kapitel sehr gut beschrieben, wie alltäglicher Rassismus jetzt in Deutschland die Kabarettbühnen in Gestalt von „ist-doch nicht-so-geimt-Pointen“ über Schwarze erobert. Ein Verzicht auf derrtigen Humor hielten die Entertainer vermutlich für einen Verlust ihrer Deutungshoheit und als Bevormundung des Herrenmenschen.

    Das Publikum sind meist gutsituierte Mittelschichtler, die ihre Vorurteile bestätigt finden und deshalb darüber lachen können. Ab 6:45 Uhr wird zurückgelacht.

  4. Als Marketingstratege muss ich Ihnen ein Kompliment machen. Von der Lippe und Nuhr der Schwulenfeindlichkeit zu beschuldigen: Das funktioniert! Sie haben einen Marketingpreis verdient!

    Was daneben völlig verblasst, aber nicht unerwähnt bleiben soll: Sie missbrauchen Ihr Recht auf eine eigene Meinung, denn Sie wissen, Unwahres zu schreiben. Aber was soll’s, auf den Wahrheitsgehalt Ihrer Anschuldigungen kommt es Ihnen schließlich nicht an. Moralisches Verhalten schadet dem Fortkommen des Marketingstrategen in eigener Sache. Religionsunterricht haben Sie vermutlich nie genossen, auch nicht ersatzweisen Ethikunterricht, das fällt auf.

    Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist ein hohes Gut. Es erlaubt, die eigene Meinung bis an die Grenzen der Beleidigung, der üblen Nachrede und der Verleumdung kundzutun. Die Berufsfreiheit erlaubt es, damit sogar seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Moral ist eben keine rechtliche Kategorie.

    Die gute Nachricht für Sie: Sie kommen ungestraft davon.

  5. Ich bin gespannt auf das Buch. Und wir sind längst nicht frei. Es gibt in Deutschland nur ganz wenige Orte, an welchen ich mich wirklich traue, mit meinem Freund händchenhaltend herumzulaufen.

  6. @michael
    „Religionsunterricht haben Sie vermutlich nie genossen“

    Was für ein Vorwurf. Was verpasst man da eigentlich, außer dass man lernt, was man als Schwuchtel für ein sündiges Schwein ist? Und was machen eigentlich die ganzen Menschen in Ländern, in denen es keinen Religionsunterricht gibt? Oder gar eine tatsächliche Trennung von Staat und Kirche?
    In Deutschland natürlich unvorstellbar, und genau darin liegt auch einer der Hauptgründe für das Weiterbestehen der deutschen Schwulenfeindlichkeit. Solange bei jeder Diskussion um Moral allmächtige imaginäre Freunde als Argument herangezogen werden, die Feuer auf Städte regnen lassen, wenn man Schrimps ist oder Sauerteig und Honig auf ihren Altar legt, wird das mit unserer Gleichberechtigung wohl noch etwas dauern.

  7. In der Tat sollen die Frauen ihre Weiblichkeit bewahren, und die Männer ihre Männlichkeit. Wir brauchen eine öko-konservative Politik und eine Reform des Christentums. Dazu ist ein Manifest nötig, das da lautet:
    Ein Mensch sollte seine Willenskraft und Liebe vergrößern. Es ist wichtig, gesundheitsbewusst zu leben und sich unegoistisch zu verhalten. Es ist sinnvoll, die körperliche Leistungsfähigkeit zu vergrößern, diverse Herausforderungen zu meistern, die Natur zu schützen usw. Und dann sollte man sich morgens unmittelbar nach dem Aufwachen auf einen Wunsch konzentrieren und sich (nochmal) in den Schlaf sinken lassen. Durch Traumsteuerung (oder im halbwachen Zustand nach dem Aufwachen) kann man zu mystischen Erfahrungen (und Heilen wie Jesus) gelangen. Der Mensch (genauer: das Ich-Bewusstsein) kann mystische Erfahrungen nicht bewirken, sondern nur vorbereiten. Bestimmte Meditations- und Yoga-Techniken, Hypnose, Präkognition usw. sind gefährlich. Traumsteuerung ist auch ohne luzides Träumen (das u. U. gefährlich ist) möglich. Man sollte sich nur dann einen luziden Traum wünschen, wenn man durch Traumdeutung herausgefunden hat, dass man dafür die nötige Reife hat. Oder man kann sich vor dem Einschlafen wünschen, dass sich nur Dinge ereignen, für die man die nötige Reife hat. Es ist gefährlich, während eines luziden Traumes zu versuchen, den eigenen schlafenden Körper wahrzunehmen. Luzide Träume dürfen nicht durch externe Reize (Drogen, akustische Signale usw.) herbeigeführt werden. Man kann sich fragen, ob eine Zeitdehnung in Träumen möglich ist. Zudem, wie sich Schlaf-Erlebnisse von Tiefschlaf-Erlebnissen (und Nahtod-Erlebnissen usw.) unterscheiden. Die Bedeutung eines symbolischen Traumgeschehens kann individuell verschieden sein und kann sich im Laufe der Zeit ändern.
    Es bedeutet eine Entheiligung der Natur, wenn Traumforscher die Hirnströme von Schlafenden messen. Die Wissenschaft darf nicht alles erforschen. Es ist z. B. gefährlich, wenn ein Mensch erforscht, ob er einen freien Willen hat. Es ist denkbar, dass ein Mensch gerade durch die Erforschung der Beschaffenheit des Willens seinen freien Willen verliert. Zudem besteht die Gefahr, dass ein Mensch psychisch krank wird, wenn er sich fragt (wie schon vorgekommen), ob das Leben nur eine Illusion ist. Das Leben ist real. Es kann in Teilbereichen auf wissenschaftlichen (und technischen) Fortschritt verzichtet werden. Es ist z. B. falsch, Hochgeschwindigkeitszüge zu bauen. Es sollte lange Sabbatzeiten (u. a. für Berufsgeschädigte) anstatt Rentenzeiten geben (denn es gibt kein biologisches Altern). Nicht-Berufstätige sollten in relativ kleinen Orten (insbesondere in Dörfern) wohnen. Berufstätige eher (aber nicht nur) in relativ großen Orten. Es ist sinnvoll, dort zu wohnen, wo man arbeitet (in Verbindung mit wirtschaftlicher Subsidiarität). Diese und weitere Maßnahmen (Hotelaufenthalte für Weiterqualifizierungen, Fernkurse, Fahrräder, Taxis usw.) führen dazu, dass fast alle Privatfahrzeuge (nicht Firmenfahrzeuge) überflüssig werden. Es ist sinnvoll, überflüssige Dinge (nicht-leistungsgerechte Vermögen, Kreditwesen, Werbung, Urlaubsindustrie, Kirchengebäude, Luxusgüter, Rüstung usw.) abzuschaffen. Der MIPS muss gesenkt werden (moderne Verfahren erhöhen die Recyclingquote, ein Nano-Akku hält über 300 Jahre, ein Öko-Auto fährt über 3 Mio. km, ein 1-Liter-Zweisitzer-Auto spart Sprit usw.). Ein Mensch kann im superbilligen 3-D-Druck-Haus (klein, einstöckig, Wandstärke ca. 10 cm) mit Nano-Wärmedämmung wohnen. Wenn die Menschen sich ökologisch verhalten, kommt es zu einer günstigen Erwärmung im Winter (siehe Wikipedia „Zeitreihe Lufttemperatur“, Messwerte in Dekaden). Denn das Klima ist (so wie das Leben) in der Lage, sich positiv weiterzuentwickeln. In der Medizin sollte u. a. die Linsermethode gegen Krampfadern (auch dicke) eingesetzt werden. Es ist wichtig, den Konsum von tierischen Produkten (und Süßigkeiten und Eis) zu reduzieren oder einzustellen. Hat man eine bestimmte Reife, kann man sich vegan ernähren oder von Urkost ernähren (oder sogar fast nahrungslos leben). Die berufliche 40-Stunden-Woche kann durch die 4-Stunden-Woche ersetzt werden (ohne Lohnausgleich). Wenn die Menschen tatkräftig und klug sind, werden berufliche Probleme immer mehr – und zusätzlich beschleunigt – abnehmen.

  8. @Öko-Theosoph

    Der totale Abschied von der Zivilisation. Ist ja nicht so, dass das nicht an und für sich schon der deutsche Traum schlechthin wäre, aber in der Konsequenz habe ich das noch nicht gesehen. Ich nehme wohl an, dass deine finanzielle Lage es dir ermöglicht, weiteres Wirtschaftswachstum und Fortschritt für unnötig zu halten?

    Ganz abgesehen davon geht das aber eigentlich am Thema vorbei.

  9. @ Alexander_F
    Hahaha …..
    Ich bin nicht gegen jede Art von Fortschritt. Ich befürworte z. B. den Fortschritt durch 3-D-Drucker. Aber der hohe Konsum, wie wir ihn heute erleben, ist ein Irrweg.

  10. @Öko-Theosoph

    Den „hohen Konsum“, den du erwähnst, muss man sich erstmal leisten können. Da du meine letzte Frage nicht beantwortet hast, habe ich mit meiner Vermutung wohl auch Recht. Und damit bestätigst du auch, dass deine Ansichten sprichwörtlich unter den Begriff der Dekadenz, des Herunterfallens von einem bereits erreichten Niveau, fallen. So Leute wie du sind einfach der schlimmste Abschaum der westlichen Welt, den man sich überhaupt denken kann, weil du deinen Luxus, und deine Ansichten sind genau das, auch noch mit moralischer Überheblichkeit verbindest.
    Ich sage das wohlgemerkt als jemand, der kein Auto, ja nicht mal einen Führerschein hat, keine Flugreisen unternimmt und damit schonmal grundsätzlich mehr für die Umwelt tut, als du übersättigter Dummschwätzer. Ich hab nämlich nicht einmal das Geld dafür, und deswegen kann ich mir auch nicht auf die Schulter dafür klopfen, dass ich mein A 13 nur in vegane, nachhaltige, klimaneutrale Biokost investiere, die ich mit meinem Porsche Cheyenne immer von Biobauern in die kernsanierte Altbauwohnung bringe, immer auf Nachhaltigkeitskongresse in aller Welt fliege, und kann vor allem nicht sowas vom Pferd erzählen, ohne dafür Gefahr zu laufen, dass man mir was hustet, weil ich mich auch etwas außerhalb deiner heuchlerischen, anmaßenden Bionade-Bourgeoisie bewege.

  11. @ Alexander_F
    Ich arbeite in Teilzeit und bekomme zusätzlich Arbeitslosengeld. Ich bin ein sogenannter Aufstocker. Da Sie keine sachlichen Argumente bezüglich meines ersten Kommentars haben (stattdessen nur Beschimpfungen), ist dies mein letzter Kommentar.

  12. Ich persönlich finde da tatsächlich den Ansatz von Chris Tall ehrlich und auch richtig.

    Ich verstehe, dass man das anders sehen kann, finde es aber wichtig, eben die konträre Meinung als eben dies zu sehen: Eine Meinung, und nicht DIE Meinung. Egal, welche der beiden Meinungen man vertritt (und es mag sicherlich noch mehr geben). Man sollte hier nicht aus einer moralischen Überhöhung argumentieren, die schnell erreicht ist, wenn man den Vorwurf der Homophobie, des Sexismusses oder ähnlichem erhebt.

  13. Erst einmal danke dafür, Herr Kram, dass Sie mit der Publikation einen Beitrag zum öffentlichen Diskurs geleistet haben.
    Meiner Ansicht nach kommt jeder Diskurs über die Realität von Homophobie/Ethnizismus/Ableismus, etc. und Leugnung ebenjener Realität durch Nicht-Betroffene wie Betroffene, die dazu dienen soll, Probleme zu übertünchen, damit man sie nicht angehen muss (weil das kurzfristig weniger anstrengend ist), immer auch anderen zugute, die nicht direkt davon betroffen sind.

    Selbst als Außenstehende registriere ich die (oft unterschwellige) Homophobie in unserer sich ach so aufgeklärt gebenden Gesellschaft. In manchen Fällen ist es eher geheuchelte Pseudo-Toleranz, nicht einmal Akzeptanz, die gelebt wird.
    Manche Diskriminierung wird sicher oft von denjenigen, die nicht darunter zu leiden haben, nicht als solche erkannt. Manche Aussage wird unreflektiert getroffen – da will ich mich keinesfalls ausschließen. Gerade deshalb, das erwähnten Sie ja, ist eine öffentliche Diskussion über Diskriminierungen aller Art weiterhin mehr als notwendig.

    Vielleicht fallen mir manche Dinge auch auf, weil ich aus verschiedenen Gründen ebenfalls die Gesellschaft eher vom Rand her betrachtet habe denn aus einer sicheren Mitte heraus. Als asexueller Mensch empfinde ich mich oft als Fremdkörper in einer Gesellschaft, die stark sexualisiert ist – und es oft gar nicht zu bemerken scheint.
    Und mögen Asexuelle auch in der Regel von körperlichen Formen der Gewalt verschont bleiben, solange sie sich nicht outen, weil ihnen ihr Anderssein nicht so offensichtlich anzusehen ist (wobei manchen das „Nicht-der-Norm-Entsprechen“ als Grund bereits auszureichen scheint, um jemanden anzugreifen), so erleben Asexuelle dennoch „Heilungsversuche“, öffentlich tolerierte, teilweise sogar akzeptierte, Pathologisierung und Verhöhnung, Unsichtbarmachung aufgrund mangelnder Aufklärung im Sexualkundeunterricht, bei Gynäkolog*innen, Urolog*innen sowie Therapeut*innen, Ablehnung durch diverse religiöse Vertreter*innen (regelmäßiger Vollzug der Ehe wird erwartet), Abwertung als „unnatürlich“, „krank“, „defizitär“ – Erfahrungen, die sie mit Homosexuellen teilen.
    Solange ich mich nicht oute, werde ich als heterosexuell gelesen, weil ich bisher immer mit Männern verpartnert war und ein Kind habe. Sobald ich mich als asexuell oute, werde ich (oft, glücklicherweise nicht immer) außer mit Fragen mit Aussagen konfrontiert, wie sie Homosexuelle sicher auch schon gehört haben: „Warum müssen Leute anderen ständig ihre sexuelle Orientierung unter die Nase reiben?“ oder „Muss man darüber wirklich heutzutage noch reden; die sexuelle Orientierung anderer Leute interessiert doch niemanden.“
    Weit häufiger wurden argumentative Versuche unternommen, mir die Deutungshoheit über mein eigenes Empfinden und meine Selbsteinschätzung streitig zu machen. Es fielen Aussagen à la „Du hattest offensichtlich noch nie guten Sex/bisher nur schlechte Erfahrungen mit Sex gemacht.“, „Du hast bloß noch nicht die*den Richtige*n gefunden.“, „Du hattest offensichtlich Sex (weil du ein Kind hast), also kannst du nicht asexuell sein.“, „Daran ist deine Erziehung/dein Umfeld/irgendwas in deiner Kindheit schuld.“, „Du solltest dich nicht voreilig festlegen. Damit schließt du jede Möglichkeit aus, dass sich noch was ändert.“ – allesamt Aussagen von Leuten, die von Asexualität noch nie zuvor gehört hatten, aber dennoch bereits einen ganzen Sack voller Vorurteile darüber parat hatten.

    Allein schon deshalb, auch wenn ich nicht direkt betroffen bin und meine Erfahrungen nicht immer die gleichen sind, unterstütze ich Sie und andere darin, aufzuklären und Augen zu öffnen, und beteilige mich nur zu gerne an dem Diskurs.

  14. Gestern endlich erstanden … heute in einem Zug gelesen (und es ist noch nicht mal 17 Uhr).
    Danke!

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